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Vergleich der Systembegriffe
nach Hörz und Luhmann

Ich bin keine "Luhmannianerin", dazu bergen mir einige Aspekte seiner Begriffsdefinitionen zu große für mich nicht akzeptable Konsequenzen. Jedoch ist die Motivation seiner Begriffsbildungen für mich nachvollziehbar und unbedingt beim eigenen Denken zu berücksichtigen. Hier ist nicht der Ort für gründliche Analysen (schließlich wird hier ja "gesurft"), aber einige gegenseitig ergänzende - differenzierende Bestimmungen werden aus dem Folgenden für zwei Begriffsysteme sicher deutlich.

Hörz
Luhmann
Strukturen = (relativ stabile) Gesamtheit von Elementen und ihren Beziehungen (S. 52)

in einem durch eine bestimmte Grundqualität des Systems gekennzeichneten Zeitintervall (S. 103)

Struktur ist immer geronnene Entwicklung und prozessuierende Struktur

Elemente als Ereignisse sind ja nicht stabil!

Strukturen: fassen die offene Komplexität der Möglichkeiten, jedes Element mit jedem anderen zu verbinden, in ein engeres Muster "geltender", üblicher, erwartbarer, wiederholbarer oder wie immer bevorzugter Relationen. Sie können durch diese Selektion weitere Selektionen anleiten, indem sie die Möglichkeiten auf jeweils überschaubarer Konstellationen reduzieren. (74) - kompensiert Komlexitätsunterlegenheit des Systems gegenüber der Umwelt, reguliert das Umweltverhältnis (250)

Prozeß: Übergang zu einer neuen Grundqualität (1983, S. 47) Prozesse: konkrete selektive Ereignisse bauen zeitlich aufeinander auf, schließen aneinander auf, bauen die vorherigen bzw. die zu erwartenden selektionen als Selektionsprämisse in ihre Einzelselektion ein (74)

- bestimmt sich im Ausgang zum momentan Aktuellen durch Übergang zu einem dazu passenden, aber von ihm unterschiedenen (neuen) Element (388)

System als geordnete, relativ stabile Ganzheit wechselwirkender Elemente

- Ganzheit ist auch hier gegen Umwelt definiert (Laitko 1978, S. 887),

System = große Anzahl von System-Umwelt-Differenzen

Orientierung nicht auf Identität (Wesen, Ontologie), sondern eben auf Differenz - nur diese bleibt bestehen, während Identität durch den ständigen Wechsel der Systemereignisse nicht vorhanden ist...

(Elemente könnten tatsächlich also ontologische "Dinge" mißverstanden werden, sind aber auch prozeßartig interpretierbar.) (innere Gesetzmäßigkeiten, Wesen gehen verloren;

innere Kohärenz besteht in selbstreferentiellem "Verhaken" der Elementarereignisse über doppelte Kontingenz, Sinn beeinflußt Zugehörigkeitsentscheidung des Elementarereignisses)

System gibt Rahmen für das Verhalten der Elemente System erzeugt Elemente erst! Innere Struktur durch Selektion nicht aus Elementen erklärt, sondern aus der Umwelt! Dabei entscheidet das Element durch den Sinn über seine Systemzugehörigkeit
System verhält sich dynamisch, d.h. notwendig,


die das System kennzeichnenden Gesetze sind statistisch: sie enthalten für das Elementverhalten bedingte Wahrscheinlichkeiten innerhalb ihrer Möglichkeitsfelder

Notwendigkeit ist die autopoietische Reproduktion selbst. "Deren Notwendigkeit besteht darin, daß es für sie nur eine einzige Alternative gibt: das Aufhören, die Beendigung des Systems." (395)

System hat Kontingenzüberschuß, den es selbstselektiv reduziert

<statt immer mehr Möglichkeiten wirklich werden zu lassen, ist hier das Ziel, die Möglichkeiten einzuschränken...>

Hörz, Wessel, Philosophische Entwicklungstheorie, Berlin (DDR) 1983
Hörz, Wessel (Ltr. Autorenkoll.), Philosophie und Naturwissenschaften, Berlin (DDR) 1988
Laitko, H., Systemforschung, In. Wörterbuch Philosophie und Naturwissenschaft, Berlin (DDR) 1978
Luhmann, N., Soziale Systeme, Frankfurt a.M. 1984

Zur Luhmannschen Systemtheorie siehe auch: Systemtheorie - Geschichte, Fakten und Kritik einer inderdisziplinären Theorie
von Olaf Haarkamp und Bernd Porr -Eine sehr empfehlenswerte und anschlußfähige Arbeit...

siehe auch bei mir weiter:



Systemtheorie  AutopoieseSelbstorganisationEntwicklungsprinzipienGesellschaftstheorienAttraktoren und ChaosChaosZukunft zum Selbermachen

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